Der Hobbit: Smaugs Einöde
The Hobbit 2: The Desolation of Smaug (R: Peter Jackson, NZ/US 2013, 161min)
There is something about you. Something you carry, something made of gold... but far more PRECIOUS... (Smaug)
Knapp dem Tod entkommen nähern sich die Zwerge Thorin Eichenschilds und der Hobbit Bilbo Beutlin immer weiter dem Einsamen Berg. Doch der Weg ist weit und im Ereborn warten nicht nur ein gigantischer Schatz und die Krone für den König unter dem Berge, sondern auch eine uralte und tödliche Bedrohung.
Es ist beinahe magisch. The Desolation of Smaug hat eine gigantische und gravierende Schwäche infolge der selten Dramatik und Spannung aufkommen mag und doch verstreichen die fast drei Stunden beinahe unbemerkt. Denn der neue Hobbit hat eine Art Kindergarten-Dramaturgie. Man kann dies wohlwollend als Anerkennung der Vorlage als Kinderbuch sehen, man kann aber auch den Kinosaal enttäuscht verlassen. Was Kindergarten-Dramaturgie meint? Jeder einzelne Konflikt wird unverzüglich und problemlos gelöst. Die Riesenspinnen greifen an? Keine Angst, Bilbo eilt schon zur Rettung. Die Orks kommen? Legolas wird’s schon richten. Intensive Momente, wie die tiefe Verzweiflung vor Helms Klamm in The Two Towers, wie die Angst vor dem Balrog in The Fellowship of the Ring oder Aragorns Rede vor dem Schwarzen Tor, Augenblicke, die vor allem die Lord of the Rings-Trilogie ausmachten und von denen man weiß, dass Peter Jackson sie beherrscht, die bleiben beim Hobbit leider Mangelware.
Oft gibt es Licht, mit einem langen Schatten. Beispielsweise die Orks: Sie werden individualisiert, so zur größeren Bedrohung und weg ihre Daseinsberechtigung reduziert sich nicht nur aufs Geschlachtet werden. Gleichzeitig aber werden die Waldelben, insbesondere Legolas und Tauriel, zu solchen Superhelden hochstilisiert, dass sie die Kreaturen der Unterwelt in Sekundenschnelle niedermetzeln und die Actionszenen fast schon zu Slapstick verkommen, zumal verschiedene Teile der Choreographie wiederholt werden.
Die größte Schwäche des ersten Teils, der Verzicht von Dramatik zugunsten von Humor, wurde ausgebaut. Während im Vorgänger aber die Mischung stimmte und einzig die Flucht aus der Ork-Höhle negativ auffiel, wurde dies hier deutlich überreizt. Und so ist es kaum verwunderlich, dass während des Filmverlaufs die stärksten Szenen jene sind, in denen Gandalf auf sich allein gestellt nach Dol Guldur reist um den Nekromanen zu stellen.
Richtig stark ist auch der Auftritt Smaugs. Benedict Cumberbatchs Stimme ist ohne jeden Zweifel das große Highlight des Filmes. Hier, wenn der kleine Hobbit den gigantischen Drachen weckt und gegenübertreten muss, hier kommt endlich die lang vermisste Intensität auf. Es ist einfach faszinierend, was Cumberbatch allein mit seiner Stimme anrichten kann, die unterschwellige Drohung, die jedem seiner Worte beiliegt, das Zischen, mit dem er den Dieb auffordert ins Licht zu treten, es sind verdammt große Fußstapfen, in die jeder Synchronsprecher treten muss. Ein Sonderlob muss auch Luke Evans erteilt werden. Der Mann mit dem bösen Will Turner-Look sticht als schwarzsehender Bogenschütze und Schmuggler positiv aus dem namhaften Cast heraus. Seine Kollegen, unter anderem auch der echte Will Turner, verrichten dagegen leider kaum mehr als Dienst nach Vorschrift, solide bis gut, aber nicht mehr.
Trotzdem, es birgt fast schon eine gewisse Ironie, dass jene Szenen, welche nicht direkt mit dem Buch zusammenhängen die Besseren sind – abgesehen von Smaugs Auftritt natürlich. Sei es die bereits erwähnte Handlung um Gandalf, die verschiedenen kleinen Referenzen auf den Herrn der Ringe, oder wieder die zahlreichen Verweise auf die Vergangenheit. Wenn der graue Zauberer die Gräber der Neun aufsucht, wenn das Wispern der Gefallenen über den uralten Zwergenleichen schwebt, wenn tolle Kamerafahrten über Mittelerde hinweggleiten, wenn die federleichten und eingängigen Melodien sich an das Ohr des Zuschauers schleichen, dann wird die Magie dieses Ortes deutlich spürbar, dann ist es ein leichtes zu verstehen, wie Tolkiens Werke und Jacksons Adaptionen zu solchen Millionenerfolgen werden konnten.
Die Erwartungen waren riesig und eigentlich unmöglich erfüllbar. Aber dies ist zweifellos der schwächste Ausflug nach Mittelerde. Die tollen Bilder und der hochkarätige Cast können nicht die vielen, vor allem dramaturgischen, Schwächen übertünchen. Dennoch, auch wenn The Desolation of Smaug nicht so gut ist, wie er hätte sein können, wird der Gang ins Kino mit tollen Bildern, einem fantastischem Soundtrack und dem vereinzelten Aufflackern des Mythos Mittelerdes belohnt.
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