Stirb Langsam
Die Hard (R: John McTiernan, US 1988, 126min)
Do you really think you have a chance against us, Mr. Cowboy? (Hans Gruber)
Weihnachtsfeiern geraten gerne mal außer Kontrolle. Vor allem wenn Terroristen das Firmengebäude stürmen und sämtliche Gäste als Geiseln nehmen. Alle, außer einen. John McLane, New Yorker Cop und zu Besuch bei der Familie, kann im letzten Moment in die oberen Etagen flüchten. Ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel entbrennt und ign bleibt nur wenig Zeit, um seine Frau und die andern Gefangenen zu retten.
Stirb Langsam (1988) verhalf nicht nur Bruce Willis zu seinem internationalen Durchbruch, sondern etablierte auch ein neues Subgenre. Irgendwo zwischen Rambo und Film noir liegt dieser neue Held, die One-Man-Army, der sich den übermächtigen Gegnern entgegenstellt, der geschlagen und getreten wird, der doch immer weiter kämpft, der nicht aufgibt um durch eine Mischung aus eigenen Fähigkeiten, den richtigen Freunden und einer ordentlichen Portion Glück irgendwie schwer beschädigt das Ganze zu überleben. McLanes Kampf ist nicht die Schlacht von Steroiden und purer Muskelmaße, er ist ein Gefecht des Willens, des unbedingten Verlangens aller Widrigkeiten entgegen, die immer noch geliebte Frau zu retten, das polizeiliche Pflichtbewusstsein, die Geiseln nicht im Stich zu lassen und der ureigene Überlebensinstinkt.
Geglänzt wird dabei vor allem durch die schöne, handgemachte Action und dem hohen Spannungsfaktor. Denn die Motivation der Eindringlinge, sowie deren Fluchtplan bleiben sehr lange offen (und wurde übrigens in der deutschen Fassung nicht unwesentlich geändert) und auch McLanes Überleben scheint nicht zwangsläufig gesichert zu sein – zumindest wenn der Zuschauer verdrängt, dass McLane noch mindestens vier weitere Gelegenheit zum langsamen Sterben erhalten wird.
Die Spannungskurve auf hohem Niveau ist vor allem Drehbuch und starker Regie geschuldet. Denn statt Willis einfach ein paar Statisten zum abknallen vor die Nase zu setzen, tritt er gegen echte Charaktere an. Die Zahl der Terroristen wird klein genug gehalten, dass fast jeder von ihnen einige Minuten Screentime erhält. Nicht genug, um ihnen eine tiefgründe Hintergrundstory zu erschaffen oder großartige Wandlungen zu vollziehen, aber vollkommen ausreichend, dass jeder von ein, zwei individuelle Charakterzüge erhält. McLane tritt nicht gegen einfaches Kanonenfutter an, er kämpft gegen echte Menschen.
Und vor allem gegen Alan Rickman. Dieser mimt Hans/ Jack Gruber, charismatischer Anführer der deutschen/ irischen Terroristengruppe sehr überzeugend. Das Duell Rickman gegen Willis ist neben den coolen One-Linern zweifelsohne das große Highlight des Streifens. Immer wieder treffen die beiden aufeinander, lange Zeit nur über Funk, versuchen ständig mehr Informationen über das Gegenüber zu erlangen, sich auszuspielen, irgendwie die Kontrolle über die Situation wieder zu erlangen ehe es zur letzten großen Konfrontation kommt.
Einem Finale, das letzten Endes doch etwas zu viel war, bei dem man ruhig die letzten zwei Aktionen hätte streichen können. Aber diesen kleinen Makel kann der Zuschauer ebenso verschmerzen, wie die Logiklöcher oder die absolut typische Nebenfigurenkonstellation, inklusive dem unfähigen Polizeichef und dem Schreibtischtäter mit zuckendem Finger und trauriger Hintergrundgeschichte.
Vollkommen zu recht hat dieser Streifen Kultstatus erreicht und wird, vor allem jetzt zur Weihnachtszeit, immer wieder gern gesehen. Auch wenn er es nicht in die Reihe der ganz großen Meisterwerke schafft, bietet er zwei Stunden spannende Unterhaltung mit nem Haufen cooler Sprüche und verdammt guter Action. In diesem Sinne: Yippie-ya-yeah, Schweinebacke!
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Schön geschrieben! Muss ihn auch bald endlich mal an Weihnachten sehen …
DER Weihnachtsfilm schlechthin :p
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