The Day After Tomorrow (2004)

The Day After Tomorrow (2004)

The Day After Tomorrow

The Day After Tomorrow (R: Roland Emmerich, US 2004, 123min)

Ampel - Gelb

I will come for you, do you understand me? 
I will come for you.
(Jack Hall)

Ein gigantischer Riss im antarktischen Eisschelf mit katastrophalen Folgen: Das auftauende Süßwasser verändert das empfindliche Gleichgewicht im Golfstrom und bringt diesen, Garant für das gemäßigte Klima der Nordhalbkugel, zum erliegen. Der Klimaforscher Jack Hall sieht als einziger die kommende Gefahr und versucht sie abzuwenden, während sein Sohn in New York festgesetzt wird.

Roland Emmerich verstand The Day After Tomorrow als Kritik an der Umweltpolitik der US-amerikanischen Regierung, provozierte allerdings aufgrund seiner plakativen Darstellung selbst viele Kritiken hervor, der Film verkam zu einem Politikum. Und das ist der einzige Grund, welcher eine derart weitreichende Aufmerksamkeit rechtfertigte. Denn rein filmisch betrachtet bietet The Day After Tomorrow Durchschnittskost par excellence.

Die größten Schwächen besitzt das Drehbuch. Roland Emmerich und sein Team hat zwar sauber recherchiert und ein realistisches Klimaszenario in stark übertriebenen zeitlichem Maßstab entworfen, jedoch auf jeglichen Tiefgang verzichtet. Einzig Jake Gyllenhaals Figur verdient die Bezeichnung ‚Charakter‘, die restlichen im Film enthaltenen Personen sind personifizierte Abziehbilder und Klischees. Der taffe, arbeitsbesessene Forscher, der allein recht behält und allen Widerständen zum Trotz seinen zuvor vernachlässigten Sohn zu retten versucht, seine selbstlos im Krankenhaus arbeitende Frau, das obligatorische Love-interest, das gerettet werden darf, der nur aufs Wirtschaftswohl schielende Politiker, alles Figuren, die so schon tausendmal zu sehen waren, die sich nicht verändern oder weiterentwickeln – in dieser Hinsicht gleicht The Day After Tomorrow einer Sitcom.

Auch die Handlung verläuft so geradlinig, so ohne Überraschungen, dass bereits ein Blick aufs Poster genügt, um die Handlung zu kennen. Allerdings muss man Emmerich zu Gute halten, dass der Zuschauer genau weiß, worauf er sich einlässt. Roland Emmerich steht für tolle Schauwerte, für großangelegte Zerstörungen und die liefert er auch.

Wenn L.A. von Tornados verwüstet wird sieht das einfach großartig aus, ebenso wie eine Flutwelle, die New York überflutet zu beeindrucken weiß. So liefert The Day After Tomorrow versprochene, oberflächliche Blockbuster-Unterhaltung, aber ohne große Substanz.

Im Grund endet der Film in dem Moment, in dem es wirklich interessant geworden wäre. Wie ginge es weiter, nachdem die Nordhalbkugel unbewohnbar wurde? Wie wird mit dem Rassismus vergangener Tage gegen jene Länder umgegangen, die jetzt die einzigen Zufluchtsorte darstellen? Wird sich eine neue internationale Gemeinschaft herauskristallisieren oder versinkt die Welt in Anarchie?

Emmerich macht es sich einfach und zeichnet eine Utopie, wie sie Susan Sontag schon vorgab, er ignoriert die unmöglich zu umgehenden Probleme vollständig. Eine TV-Ansprache des nun geläuterten Vize-Präsidenten nutzt die Moralkeule um eine Botschaft zu überbringen, ein hoffnungsträchtiges Bild einer multinationelen friedlichen Verbrüderung zu zeichen. Dabei ist die us-amerikanische Perspektive allerdings störend zentral.

Die letzten Bilder des Filmes, die ohne jeglichen Zweifel famos aussehen, verdeutlichen nur eines: Amerika wird nicht untergehen! Die Freiheitsstatue überdauerte diese furchtbare Katastrophe unbeschädigt und so wird auch die Nation nicht untergehen, ein Konsulat auf mexikanischem Boden wird zum neuen Regierungssitz, von dem aus das US-amerikanische Staatsoberhaupt diese neue Epoche einleitet, nicht sein mexikanisches Pendant, eine internationale Perspektive wird nach dem ersten ersten Drittel komplett aufgegeben.

Als politischer Film funktioniert The Day After Tomorrow aufgrund der zu platten und oberflächlichen Handlung überhaupt nicht, allerdings ist er ein ganz ordentlicher Blockbuster mit einigen großartigen Bildern, der ein sehr interessantes Szenario anbietet, sein Potential allerdings nicht ausschöpft.

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