Game of Thrones
Staffel 5 Folge 1
The War to Come
The future is shit, just like the past. (Tyrion Lannister)
Viel mehr als eine phantastische Legende, ein großer Heldenmythos oder ein Schlachten-Epos ist Game of Thrones eine Charakterstudie und politisches Ränkespiel. Auf diese Grundlage besinnt sich auch die fünfte Staffel zunächst, holt den Zuschauer nach der langen Pause wieder ins Boot, präsentiert alte Figuren unter neuen Bedingungen. Dementsprechend ruhig, um nicht zu sagen ereignisarm, zeigt sich The War to Come.
Zentrale Figuren dürften wohl Jon Snow und Daenerys Targaryen werden, die Westeros gewissermaßen umklammern, in dieser ersten Folge ist es dabei vor allem Snow, der glänzen kann – auch schauspielerisch. Nachdem die Wildlinge durch Stannis Baratheon geschlagen wurde, soll Snow als eine Art Vermittler über die Mauer hinaus fungieren, da Stannis diese gern in sein Heer eingliedern würde. Dabei, und dieser Subplot wirkt in The War to Come als der verheißungsvollste, agiert Snow durchaus nach eigenen Prinzipien und riskiert einen offenen Bruch mit dem selbsternannten, rechtmäßigen König, manövriert sich möglicherweise sogar in eine Position, die ihn zu einer Führungsfigur in Reihen der Wildlinge werden lassen könnte.
Daenerys hingegen kann von Expansion erst einmal nur träumen, innere Unruhen bedrohen ihre Herrschaft noch ehe sie sich gen Westeros ausdehnen kann. Ein wichtiges, wenn auch nur kurz angeschnittenes, Motiv hierbei wird ihre mächtigste Waffe sein: Drachen. In der Dramaturgie der Serien ist ein wichtiger Platz für diese fest verankert. Wahrscheinlich ist, dass Daenerys sie unter Kontrolle bringen und mit ihnen ihre Invasion anführen kann. Nicht ausgeschlossen werden kann allerdings auch die zweite Möglichkeit, dass sie sich gefährliche Fehlinvestition herausstellen, dass die Drachen Tod und Verderben über ihre eigenen Reihen bringen werden.
Unterstützung subtilerer Art wird sie dabei vermutlich noch von anderer, weniger zu erwartender Seite erhalten. Tyrion Lannister und Varys machen sich auf den Weg um ihre Forderung nach dem eisernen Thron zu unterstützen. Einen bitterbösen Beigeschmack hat das Ganze, wen man bedenkt, dass es ausgerechnet Varys war, der sie noch in jungen Jahren mit Hilfe von Wein vergiften lassen wollte. Die Spinne offenbart zum ersten Mal offen ihre Pläne und Ziele.
Wenn man so will, ein Wandel in seiner Figur. Den größeren Wandel jedoch hat, wenig überraschend, Tyrion hinter sich. Nach dem Mord an seinem Vater und seiner Geliebten scheint er gebrochen, wenn auch nicht zerstört. Tyrion ist weit von dem feuchtfröhlichen Lebemann der ersten Staffeln entfernt, die immer stärker auftretenden zynischen Tendenzen seiner Figur wurden verstärkt.
The War to Come macht nicht viel, doch dafür alles richtig. Es fängt sehr gut die Stimmung und Essenz der Serie ein, bleibt auf einem ruhigen, fast gelassenen Niveau, welches Atmosphäre für große, kommende Ereignisse versprüht. Dabei bleibt deutlich, dass Game of Thrones mehr Wert auf seine Protagonisten, als auf die Handlung oder gar bloße Effekte legt, umgekehrt sogar, nicht die fortschreitende Storyline verändert die Charaktere, sondern die Figurenentwicklung dominiert und bestimmt den Fortgang der Geschichte.
Eine gelungene Folge zum Einstieg der neuen Staffel, die auf mehr, die auf Großes hoffen lässt!
8/10
Pingback: Game of Thrones S06E01: The Red Woman | Mighty-Movies·