31 Tage – 31 Filme: Tag #2 – Nenne deinen Lieblingsfilm
Diese Frage möchte ich mit einer kleinen Geschichte beantworten.
Vor knapp zwei Jahren, im Februar oder März 2013, habe ich den Film das letzte Mal gesehen – zuvor vielleicht drei oder vier Jahre nicht mehr. Damals, als Zweitsemester noch pflichtversessen und fleißig, befand ich mich im absoluten Hausarbeitenstreß: Das bedeutete, morgens um 10 oder 11 an die Uni, nachts zwischen halb 12 und eins wieder heim (und nein, ausnahmsweise übertreibe ich nicht). Thema müsste die Intervention von Shimonoseki, über fünfzehn Ecken gedacht der Auslöser des 1. Weltkriegs, gewesen sein, bei einer äußerst anspruchsvollen, wenn auch sehr guten Dozentin. Dennoch, das bedeutet Arbeit, Arbeit und noch mehr Arbeit, exakte Recherche, präzise Methodik und v.a. sauberer Quellenumgang. Naja, aber nebensächlich. Auf jeden Fall hab ich es damals geschafft, meine Freundin breit zu schlagen endlich den Film der Filme, den Beginn einer Legende, eines Mythos, mit mir anzuschauen: Star Wars Episode 5 The Empire Strikes Back! (Gut, hier übertreib ich vielleicht ein wenig.)
Doch, es liegt nun einmal in der Natur der Sache und ist des Mannes Leid, dass die Freundin nach Sonnenuntergang nun einmal müde wird. Und, bevor sie noch während dem Film einschläft, fügt man sich und bricht die ganze Aktion ab. Lieber schon nach 10 Minuten aufhören um dann bei anderer Gelegenheit volle 125 Minuten zu genießen, als sich nach ner dreiviertel Stunde über schwindende Aufmerksamkeit zu ärgern oder gar dann noch unterbrechen und an einem anderen Tage weiterschauen zu müssen/dürfen.
Zwei Tage später war dann eben ein wie oben erwähnter, anstregender (man achte auf die Ironie der Namensgebung) Diens(t)tag, bei dem ich müde und gedanklich noch in 1895 hängend irgendwann so gegen ein Uhr nachts in der eigenen Wohnung aufschlug und einfach noch nicht schlafen gehen wollte. Und da die DVD noch im Player lag, was war da näher, als einfach mal wieder Star Wars anzuschauen, nein, zu genießen?
Also, Fernseher an, DVD-Player an, ins Bett geflaggt und los gings. Doch statt abzuschalten, der große Schock, als sich ein unheimlicher Gedanke langsam manifestierte: Verdammte Scheiße, der Film ist gar nicht so gut! Enttäuschung und Ernüchterung breiten sich aus, während Luke den Wampa masakriert, nur ein kurzes Schmunzeln, als Solo einen guten Morgen wünscht.
Sollte etwa die Nabelschnur durchtrennt, ich endgültig erwachsen geworden sein? Sollte mein Wissen soweit gediehen sein, dass ich in der Lage wäre, ihn als ein objektiv mittelprächtiges Werk zu identifizieren? Reicht ein Jahr an der Universität, um die Emotion zu töten und das Gehirn auf eiskalte Analyse zu trainieren? Kurzum: War die Magie gestorben?
Diese und ähnliche Gedanken gehen mir durch den übermüdeten Kopf, während Luke auftaut, während die imperiale Invasion vorbereitet wird und die Allianz den verzweifelten Gegenschlag vorbereitet. Die AT-ATs, oder, wie ein Grundschulfreund, mit dem ich Stöcke fechtend durch Wald und Wiese zog, sie schwachsinnigerweise nannte, die vierbeinigen Wildkatzen, nähern sich unaufhaltsam der Basis, die Rebellen-Gleiter fliegen los um das unmögliche zu versuchen und plötzlich hat der Film mich, er hat mich absolut unwiderstehlich gepackt und ergriffen.
Urplötzlich ist der Schleier zerrissen, die Magie ist greifbar, überwältigend nah. Die ganze Welt ist zusammen geschrumpft, sie existiert nicht mehr. Wichtig ist nur, von diesem verdammten Eisklotz namens Hoth runterzukommen, dem Imperium die Stirn zu bieten, dem sicheren Tod zu entrinnen. Ich bin wieder acht und decke einen Freund mit Kastanien aka Blasterschüssen ein, der sich heldenhaft mit dem abgebrochenen Minigolf-Schläger, nein, mit seinem Lichtschwert zu wehren versucht. Ich träume wieder, von großen Taten und noch größeren Helden aus vergangenen Tagen und weit entfernten Galaxien. Ich, (damals) einundzwanzig Jahre, zweihundert Kilometer vom Elternhaus entfernt, mit den alltäglichen Problemen der ersten eigenen Wohnung und der Suche nach dem eigenen Lebensweg beschäftigt, ich existiere nicht mehr, bin verschwunden, irrelevant, ein winziger Tropfen in einem reißenden Fluss. Ich bin der ganze, riesige Ozean, schwebe über allem. Ich bin alles und nichts.
The Empire Strikes Back ist weitaus mehr als nur ein Film. Er hat einen emotionalen Impact, den ich unmöglich in Worte fassen, den ich unmöglich analytisch begegnen und beschreiben könnte. Yoda wird zum eigenen Lehrer, ich erleide mit Luke die schreckliche Enthüllung, spüre Solos Schmerz, Calrissians Zerissenheit – und doch spüre ich immer den Funken Hoffnung, dass trotz allem, egal wie finster die Lage auch sein mag, sich die Lage noch zum guten Wenden wird.
Und genau deswegen ist Star Wars Episode 5 The Empire Strikes Back mein unangefochtener Lieblingsfilm!
Wow, toll geschrieben. Und der Film ist auch echt klasse. Deine Beschreibung erinnert mich an meinen eigenen Artikel zur Frage „Wecher Film erinnert dich an jemanden?“, den ich morgen veröffentlichen werde. Auch wenn ich mich da nicht auf Star Wars beziehe, geht es auch da um emotionale Bindung und Erinnerungen.
gracias 😀 da bin ich gepsannt 😉
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Oh mein Gott, das macht sooo Lust auf die alte Trilogie! Wunderbar verfasst, da spürt man in jeder Zeile deinen Bezug zum Film und der eigenen Kindheit.
Aber mal ehrlich: Wer mit den Filmen nicht groß geworden ist, dem ist nicht mehr zu helfen. 🙂
Eine wahrlich herrliche Anekdote zu diesem tollen Film. Ich weiß noch wie schwer es damals war meine Freundin von einer Sichtung zu überzeugen… 😉
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