Die größte Preisverleihung der Filmindustrie stand in diesem Jahr unter einem besonders schlechten Stern. Zu den permanten Vorwürfen gegen die Academy, was die Filmauswahl und konservative, um nicht zu sagen veraltete und verkrustete Jury-Mitglieder, sowie eine generele Belanglosigkeit angeht, wurde in diesem Jahr unter #OscarsSoWhite vermeintlicher Rassismus ausgemacht.
Darum soll es hier aber nicht gehen, viel mehr um die tatsächlichen Filme. Meiner Meinung nach gibt es v.a. fünf wichtige Kategorien: beste Regie, Film, die beiden Drehbuchkategorien, sowie ausländischer Film. Wieso? Zwei Gründe: Erstens halte ich den Film für ein Gemeinschaftsprodukt, in dem die Summe mehr ist, als ihre einzelnen Teile. Schauspieler, Montage, Kamera usw. sind nur Puzzle-Teile von etwas Größerem. Der Regisseur ist dabei der große Gestalter und Zeichner eines Filmes, er ist mehr als eine Einzelperson, er beeinflusst alles und lässt das Gesamtwerk entstehen. Entsprechend verschmelzen in meinen Augen auch die Kategorien Beste Regie und Bester Film recht stark. Direkt an diesen Aspekt schließt sich auch mein zweiter Grund an: Bei mir steht das Narrativ über allem. Ich bin ein großer Fan von Geschichten, ich schaue mir Filme wegen der erzählten Märchen und Fabeln, wegen ihrer Abenteuer und Handlungen an, weswegen das Drehbuch ebenfalls noch einmal eine gesonderte Rolle einnimmt.
Nach dieser recht langen Einleitung, sollte im Folgenden eigentlich eine Kurz-Kritik, sowie eine Prognose zu den den obig genannten Kategorien folgen – allerdings habe ich bei den Drehbüchern nur zwei von zehn, bei den fremdsprachigen nicht einen gesehen. Und den einzigen Regie-Kandidaten, der nicht auch als bester Film nominiert wurde, habe ich nicht gesehen. Entsprechend gibt es die Kurzkritiken zu den nominierten aus Regie und Film, sowie einzelne Gedanken, zu einzelnen Nominierungen.
Bester Film/beste Regie:
- Bridge of Spies (Film) trägt dieses typische Spielberg-Feeling. Eine ziemlich spannende Konstellation, entwickelt sich zu einem sehr spannenden Kammerspiel, dass sich die meiste Zeit typischer Schwarz-Weiß-Zeichnungen enthält.
- Brooklyn (Film): Noch nicht gesehen.
- Mad Max: Fury Road/ George Miller (Film & Regie): Ein gigantisches Spektakel, eine atemberaubende und insbesondere optisch überwältigende Wucht. Alles andere als ein typischer Oscar-Film, und doch eine hochverdiente Nominierung.
- Room/ Lenny Abrahamson (Regie): Noch nicht gesehen.
- Spotlight/ Tom McCarthy (Film & Regie): Investigative Arbeit von journalisten bietet auf der Leinwand immer gewisse Schwierigkeiten, was Spannung und Tempo angeht. Und Spotlight kommt leider nicht ansatzweise an das Paradebeispiel All the President´s Men (1976) heran.
- The Big Short/ Adam McKay (Film & Regie) verarbeitet den Ursprung einer globalen Wirtschafts- und in einen sehr unterhaltsamen, stellenweise auch recht informativen, Film, der zwischen den Genres springt und insbesondere durch sein Spiel mit der vierten Wand heraussticht.
- The Martian (Film): Noch nicht gesehen.
- The Revenant/ Alejandro G. Iñárritu (Film & Regie): Noch nicht gesehen.
- Prognose: Den Film, den ich von obigen am meisten genossen habe, ist definitiv Mad Max. Von den gesehenen würde ich aber auf The Big Short als Oscar-Preisträger tippen, ein Gefühl sagt mir, dass es The Revenant werden wird. In der Kategorie bester Film glaube ich an einen relativ offenen Zweikampf zwischen The Big Short und The Revenant, mit leichten Vorteilen für letzteren, bei der Regie würde mich aber alles andere als ein zweiter Oscar für Iñárritu überraschen.
Schauspieler
- Bryan Cranstons Karrieresprung ist enorm beeindruckend. Vor wenigen Jahren noch ’nur‘ TV und Malcom in the Middle, jetzt ein gefragter Hollywood Star, der letztlich sogar eine Oscar-Nominierung erhielt.
- Dieses Jahr wird wohl der längst überfällige Oscar an Leonadro DiCaprio verliehen werden. DiCaprio überzeugt bereits seit Jahren und die Konkurrenz wirkt dieses Jahr schwächer als sonst – auch wenn ich zugegebenermaßen keinen der Filme bei den besten Hauptdarstellern gesehen habe.
- Tom Hardy dürfte wohl, zumindest vom Hörensagen, das Rennen um den besten Nebendarsteller machen.
- Christian Bale war fantastisch in The Big Short, meiner Meinung nach wurde er aber vom nicht nominierten Brad Pitt in selbigen deutlich übertroffen.
- Ich weiß nicht, womit Sylvester Stallone eine Nominierung verdient hätte. In einem ohnehin sehr mäßigen Film sticht er kaum heraus – da sollte es zahlreiche besser geeignete Kandidaten geben.
- Mark Rylance hat als russischer Spion in Bridge of Spies wirklich Spaß gemacht, trotz der kaum vorhandenen Screen Time.
- Bei den Darstellerinnen habe ich lediglich einen gesehen – und in diesem stach Rachel McAdams meiner Meinung nach nicht besonders heraus. Ich würde hier die Namen Emily Blunt (Sicario) und Charlize Theron (Mad Max) in den Raum werfen.
Sonstige
- Die Trailer reichen bereits, um zu erahnen, dass die Beste Kamera eigentlich nur an Emmanuel Lubezki und The Revenant gehen kann.
- Die Kostüme, ebenso wie das „Bühnenbild“, in Mad Max haben mich absolut überzeugt. Von der Konkurrenz habe ich recht wenig gesehen, dennoch würde ich einen Sieg von Jenny Beavan (Kostüm) und Colin Gibson/ Lisa Thompson (Szenenbild) für verdient halten.
- Den Oscar für die Musik würde ich von ganzem Herzen John Williams und Enio Morricone gönnen – beides absolute Legenden! Allerdings habe ich The Hateful Eight noch nicht gesehen und The Force Awakens war kaum mehr als das übliche (überragende) Niveau von Williams.
- Inside Out war ein bzauberhafter kleiner Film, normalerweise aber kein Oscar-Gewinner. Dessen Konkurrenten kenne ich allerdings nicht.
- Um die besten Effekte werden sich wohl Star Wars und Max Max streiten – Vorteile sehe ich bei dem Team um Chris Corbould, Roger Guyett, Paul Kavanagh und Neal Scanlan und der neuesten Episode aus der Weltraum-Saga.
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