
Game of Thrones
Season 01 Episode 01
Winter is Coming
Inhalt: Ein kleiner Trupp der Nachtwache begibt sich nördlich der Mauer auf eine Aufklärungsmission. Einer der Männer findet ein Massaker – zahlreiche sorgfältig arrangierte Leichen – an Wildlingen vor, welches allerdings verschwunden ist, als er mit seinen Gefährten zurückkehrt. Kurz darauf werden die Männer von den Toten und einer mysteriösen, blauäugigen Gestalt attackiert und – bis auf einen – getötet.
Eddard Stark erreicht die Kunde über einen Deserteur der Nachtwache – dem einzigen Überlebenden des Angriffs nördlich der Mauer – als sein Sohn Bran im Kreis der restlichen Familie Bogenschießen übt. Gemeinsam mit seinen Söhnen, sowie dem Waffenmeister Rodrik Cassel und Theon Greyjoy reitet er aus, um den Deserteur hinzurichten. Auf dem Rückweg finden sie einen toten Hirsch, in unmittelbarer Nähe einen ebenfalls toten Schattenwolf – beide Tiere töteten sich im gegenseitigen Kampf. Außerdem finden sie sechs Wolfswelpen, die sie nach Winterfell mitnehmen; ein Welpe für jedes Stark-Kind, ebenso wie für den Bastard Jon Snow.
Wieder in Winterfell erreicht ein Rabe das Haus Stark: Jon Arryn, Mentor von Eddard Stark und rechte Hand des Königs, ist verstorben, zudem sei König Robert Baratheon auf dem Weg nach Norden. Nach Roberts Ankunft besucht er zu allererst die Familiengruft der Starks, in der Lyanna – Neds verstorbene Schwester – liegt. Noch in der Gruft bietet Robert Ned die Rolle der neuen Hand an, ebenso wie er die Vermählung seines Sohnes Joffrey mit Neds ältester Tochter Sansa vorschlägt.
Nach einem Bankett zu Ehren des Königs erreicht Winterfell mitten in der Nacht eine weitere Nachricht, dieses Mal von Lysa Arryn, Catelyn Starks Schwester, die vor einer Verschwörung gegen den König durch das Haus Lannister, zudem auch die Königin Cersei gehört, warnt. Ned beschließt, Robert als Hand zu dienen, auch um ihn zu schützen und der Verschwörung auf den Grund zu gehen.
Am nächsten Tag brechen Robert und Ned zur gemeinsamen Jagd auf. Bran Stark klettert in deren Abwesenheit auf einen hohen Turm. Dort sieht er, wie die Königin Cersei mit ihrem Bruder, Jaimie Lannister, schläft. Der Ertappte stößt daraufhin den Jungen aus dem Fenster.

Rezension: Ein Pilot stellt die Exposition einer ganzen Serie dar. Er muss also die zentralen Konflikte der Handlung kreieren und die Atmosphäre etablieren. Beides gelingt par excellence schon in der ersten Szene. Drei Mitglieder der Nachtwache begeben sich nördlich der Mauer – drei Mitglieder der Nachtwache finden einen raschen, gewaltsamen Tod. Westeros wird in diesen wenigen, ersten Minuten als eine kalte und erbarmungslose Welt etabliert. Und auch wenn der hier angelegte Handlungsstrang erst viel später richtig zum Tragen kommen soll, so schwebt die bloße Existenz der Weißen Wanderer doch wie ein Damoklesschwert über den sieben Königslanden.
Die Brillanz von Game of Thrones liegt in dessen Storytelling. Es ist ein schmaler Grat, auf dem die Drehbuchautoren gekonnt wandern: Die enorm detaillierte Welt und komplexe politische Situation inklusive der Vorgeschichte muss dem Zuschauer, der noch nie eines der Bücher in der Hand hielt, begreiflich gemacht werden. Game of Thrones gelingt dies meisterhaft auf zwei Ebenen: in Dialogen und Handlungen.
Benioff und Weiss – die Showrunner der Serie – wählten nicht den leichten Weg, nämlich die Ereignisse vor Start der Handlung einfach via Voice-over erzählen zu lassen. Es mag gelungene Beispiele – etwa den Herrn der Ringe – geben, die Vielzahl – man denke hier an Eragon oder Oblivion – verdient dieses Prädikat sicher nicht. In Game of Thrones werden Hinweise auf die Vergangenheit in Dialoge eingestreut, als kleine Puzzle-Teile, die sich zu oft subjektiven Bildern zusammenfügen lassen, ehe letztlich ein großes Ganzes der tatsächlichen Ereignisse im Laufe der Zeit enthüllt wird
Die zweite Methode folgt dem vielleicht wichtigsten erzählerischen Prinzip, nämlich show, don´t tell. Tyrion Lannisters erste Szene ist in einem Bordell vor Winterfell, Ned Stark wird bei der Ausführung einer unliebsamen Pflicht gezeigt, Daenerys Targaryen steigt in ein Bad kochenden Wassers, die dothrakische Hochzeit als tiefer Einblick in die Welt des Reitervolkes. Viele kleine und große Momente demonstrieren, wie die Figuren, sogar wie die Kulturen, zueinander stehen und funktionieren.
Dabei entsteht ein Paradox: Die Serie nimmt sich enorm viel Zeit – allein die Reise nach Kings Landing soll die komplette kommende Episode in Anspruch nehmen – und doch handelt es sich eben wegen der dichten Informationswiedergabe um unheimlich viel Stoff in kurzer Zeit. Während das beiläufige Publikum schnell verloren geht, wird der aufmerksame Zuschauer immer wieder mit kleinen Entdeckungen belohnt – etwa wenn er die prophetische, metaphorische Kraft hinter dem toten Hirsch, welchen die Starks finden, bemerkt. Und er darf sich über die erfolgreiche Gratwanderung freuen.
8/10
Game of Thrones (2011-2019)
Szenenbuch zu Wind of Winters
The Kingsroad >
Rewatch vor der letzten Staffel? Folge 1 führt wirklich sehr gut in die Welt ein und schafft es auch überraschend gut, mit den vielen Charakteren zu jonglieren, ohne den Zuschauer damit direkt zu überfordern.
Was in der Nachbetrachtung vor allem auffällt, ist natürlich das Tempo. Wie du schon schreibst, dauert da eine Reise nach Kings Landing mal eben eine ganze Episode, während dann im späteren Verlauf der Serie die Leute quasi per Schnellreisefunktion hin und her durch die ganze Welt reisen. Leider einer der Kritikpunkte, die sich die Serie dann auch einfach gefallen lassen muss. Die Größe der Welt kommt dann einfach überhaupt nicht mehr zum Tragen und man hat das Gefühl, dass die alle Nachbarn sind, die mal eben kurz zum anderen rüberlatschen können.
wer heute anfängt ist pünktlich zum Start der finalen Staffel fertig, wenn er eine Folge/Tag sieht 😀 wollte eigentlich ursprünglich jeden Tag eine Folge rezensieren, werd ich aber aus Zeitgründen leider nicht schaffen…
stimmt absolut, was du da sagst! V.a. haben die Macher es auch nicht geschafft, die Zeitlichkeit transparent dem Publikum zu veranschaulichen. Wenn bspw. die Arya Handlung der 5. Staffel (also in der, in der sie teilweise blind ist und niedergestochen wird) einfach anders auf die Folgen verteilt werden würde, dann wäre auch ihr Heilungsprozess glaubwürdiger gewesen. Der YouTube Kanal Filmtheorist kam – wenn ich mich gerade nicht komplett täusche – zum Schluss, dass Gendrys Rettungsmarathon rechnerisch möglich gewesen wäre – das bemerken wir aber leider nicht… die Makromontage (kp ob es den Begriff schon gibt 😀 ) wurde in etwa ab der 5. Staffel leider zunehmend schlechter
Ja, sowas zieht sich ja dann später leider sehr durch die Serie. Ganz schlimm war es in der Folge hinter der Mauer mit dem Trupp rund um Snow, wo sie dann auf dem See von den White Walkern umzingelt sind. Da wirkt einfach alles wie 5 Minuten später. Und von der grauehaften Story rund um Littlefingers Abgang fange ich besser gar nicht erst an. Die Zeitsprünge und der Fokus auf die einzelnen Handlungsstränge gerät da sehr oft aus den Fugen.