Spiel auf Zeit
Snake Eyes (R: Brian de Palma, US 1998, 99min)
This is fight night and I am the king. (Rick Santoro)
Box-Nacht! Ein großes Spektakel! Zwei Männer im Ring, tausende in der Halle. Die Prominenz hat sich ebenso angemeldet wie der korrupte Cop Rick Santoro (gespielt von Nicolas Cage). Doch der Kampf endet überraschend schnell – und mit einem tödlichen Anschlag auf den amerikanischen Verteidigungsminister. Rick tut nun alles um seinen Jugendfreund Commander Kevin Dunne (Gary Sinise) zu schützen, der für die Sicherheit des Politikers verantwortlich war.
Die erste Viertelstunde von Snake Eye, oder viel mehr die ersten 12 Minuten sind schlicht und ergreifend genial. Es ist eine einzelne große Plansequenz über mehrere Settings hinweg, die so viele Schauplätze, so viele Figuren und so viele Handlungsmomente mit einander verbindet – ohne einen einzigen Schnitt soviel zu erzählen, das ist große Filmkunst.
Diese Niveau kann de Palma leider nicht lange aurechterhalten. Kameratechnisch bleibt der Film phänomenal, es folgen noch einige bemerkenswerten Kamerafahrten und Einstellungen, doch Snake Eyes offenbart erzählerische Schwächen. Aus der Handlung hätte mehr gemacht werden können, als diese mittelmäßig spannende Inszenierung, die vor allem viel zu früh ihr Pulver verschießt. Die ohnehin schon leicht vorhersehbare Auflösung hinter dem Attentat kommt schlicht und ergreifend zu früh, so dass sich unmöglich ein ernstes Katz-und-Maus-Spiel entwickeln kann. So wird das Geschehen fort von einem Ermittler-Täter-Duell getragen und versucht sich irgendwo in einem Korruptionssumpf und einer Wert-des-Lebens-Frage zu situieren – jedoch wenig überzeugend.
Eine Menge kaschieren können Nicolas Cage und Gary Sinise. Vor allem Cage besticht durch eine sehr gute und vielseitige Performance. Vom lockeren Großmaul bis hin zum tiefverzweifelten Wrack, Cage überzeugt in allen Facetten. So auch Gary Sinise, der den hochdekorierten Commander Dunne spielt, dessen Leistung mit steigender Spieldauer immer intensiver, immer besser wird.
Snake Eyes ist ein solider und mittelmäßiger Thriller, der aber dank seiner beiden Hauptdarsteller und der herausragenden Kamerarbeit sehenswert bleibt.